top of page

Villahermosa, Tag 2


Die Mama wird heute wieder von einem Brüllaffen geweckt. Diesmal aber von einer besonderen Gattung, einem "homo sapiens valentinaensis". Mit einem Brot und Marmelade ist diese Art aber wieder sofort ruhig und zufrieden.

Wir schmeissen uns heute alle in Behördenkleidung (lange Hose oder Kleid, ordentliches Hemd, gewaschen, zähnegeputzt, deodorisiert und gekämmt) und versuchen unser Visum zu verlängern. Wir betreten das Amt um 10.00h (Öffnungszeiten von 9:00h bis 13.00h) und bekommen vom Sicherheitspersonal eine Nummer, nicht aus dem Automaten, sondern laminiert und selbstausgedruckt. Wir nehmen Platz auf einer durchgesessenen, abgewetzten Kunstledercouch. Als wir den Bildschirm oder Anzeige suchen, finden wir nichts. Eine Frau in Uniform sitzt uns hinter einem Tresen gegenüber. Papa entscheidet sich die Dame mal zu fragen. Das war auch gut so, sonst wären wir noch heute Abend dagesessen...es gibt keine Anzeige. Die Dame führt uns in einen anderen Raum direkt an einen Schalter mit einer jungen Mexikanerin, die gut Englisch spricht. Na gut, also wir erklären ihr alles, was so an der Grenze passiert ist. Sie kann das gar nicht glauben und hat so etwas auch noch nie gehört. Also sind wir ein Präzedenzfall.

Hmh, das kann jetzt gut oder schlecht sein. Sie bittet uns noch einmal Platz zu nehmen, denn sie muss mit dem Grenzbeamten Kontakt aufnehmen und versuchen die Sachlage zu klären. Wir setzen uns und warten bis wir mit "Seeñooor Breeetneer" aufgerufen werden. Man erklärt uns, dass hier klar ein Fehler des Grenzbeamten gemacht wurde. Aber es ist in einem anderen Bundesstaat passiert und aus diesem Grund gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht:

Die gute Nachricht: Wir erhalten ein neues Visum vom Bundesstaat Tabasco.

Die schlechte Nachricht: Wir müssen noch einmal für alle bezahlen (ca. 100 €).

Wir stimmen dem erneuten Prozedere zu und müssen online für jede Person ein Formular ausfüllen. Also gehen wir alle wieder zu unserem Fahrzeug, nehmen den Laptop und füllen in der klimatisierten Mall das Formular aus. Papa macht sich diesmal alleine auf den Weg in die Behörde und ist guter Dinge, dass wir uns gleich wiedersehen.

Papa betritt das Amt zum zweiten Mal um 11:30h, muss nicht warten, hat aber natürlich das falsche Formular (auf Spanisch) ausgefüllt. Die Beamtin ist so nett und füllt fünfmal das richtige Formular aus. Papa darf in der Zwischenzeit wieder Platz nehmen und wartet bis er mit "Seeñoor Breeetneer" aufgerufen wird. Ok, alles ausgefüllt. Nun muss noch die Gebühr für das Visum bezahlt werden. In Deutschland ein Gang zur Kasse im Amt, aber nicht so in Mexiko. Man muss auf eine Bank gehen und dort das Geld bar einzahlen. Mit dem Einzahlungsbeleg geht man dann wieder in das Amt und muss sich an einem besonderen Schalter die Einzahlung bestätigen lassen. Mittlerweile ist es 12:30h und die Beamtin sichert zu zu warten. Ach ja, noch ein Hinweis der Beamtin: Bitte genau auf die korrekte Schreibweise aller Namen achten. Na gut, denkt sich unser Papa, fragt wo die nächste Bank ist und joggt dorthin. Ausser Atem dort angekommen betritt er die Bank, schaut sich um und sieht fünf mit jungen Damen besetzte Schalter und keiner steht in der Schlange. Yesss! Jackpot! Papa sucht sich eine der Damen aus und zieht schon den Geldbeutel aus der Tasche, als die Dame das Formular der Behörde sieht und ihn in die Schlange für einen Kundenberater schickt. Papa versucht ihr zu signalisieren, dass er keinen Kredit oder Konto, sondern nur etwas Geld einzahlen möchte. Hilft nichts, ab in die Schlange des Kundenberaters. Nach 15 Min. ist Papa endlich an der Reihe, darf am Beratertisch Platz nehmen und zeigt der Bankmitarbeiterin die Einzahlungsbelege. Sie nickt und macht sich an die Arbeit. Sie tippt alles (Namen, Nummern, etc.) noch einmal ab und druckt für jede Einzahlung ein Blatt aus. Nach dem dritten Ausdruck kommt auf einmal eine Kollegin und dann muss die Mitarbeiterin erst einmal an einer Auslosung für XYZ teilnehmen (hat Papa mit seinen guten Spanischkenntnissen nicht verstanden). Es wird gekichert und gegackert und Papa schaut nervös auf die Uhr. Fertig! Kontrolle aller Namen....uuups...."Valentina Theodora Charlo" (Warum muss man seinen Kindern auch drei Vornamen geben?!). Papa erklärt, dass das "tte" bei Charlotte fehlt. Die Dame sagt Papa, dass die Zeile im Computer nicht so viele Zeichen hat. Jaaa!? Und jetzt? Perdon, nur für vier Personen bezahlen und im Amt fragen, was wir jetzt machen sollen. Unglaublich! Papa sagt, dass sie einfach auf eigenes Risiko Charlotte weglassen soll. No, no! No possible! Papa zahlt mit einem dicken Hals am Schalter bei den fünf Damen die vier Familienmitglieder mit etwas kürzeren Namen und joggt zurück in das Amt.

Papa betritt das Amt zum dritten Mal um 13:30h, aber die Grenzbeamtin hat auch tatsächlich gewartet. Als Papa ihr die Geschichte aus der Bank erzählt, schüttelt sie wiederum den Kopf. Ok, dann müssen wir uns leider heute Nachmittag eine andere Bank suchen, nochmal versuchen einzuzahlen und morgen wieder ins Amt kommen. Shit!

Papa wird in ein Nebenzimmer geführt und muss zu Protokoll geben, was an der Grenze passiert ist. Ausdruck, Unterschrift und Adios bis morgen.

Mittlerweile sind Mama und die Kinder vor Hitze gestorben und haben sich in die Mall zum Abkühlen geschleppt. Die Nachricht von Papa über den Status Quo unserer Visasituation löst keine Freudenschreie aus. Eine weitere Nacht auf dem Parkplatz. Na ja, man kann jetzt auch nichts mehr ändern und wir suchen uns eine andere Bank, stellen uns 30 min. in eine Warteschlange am Schalter und zahlen ohne Probleme ohne Kundenberaterin die Gebühr für unsere Valentina inkl. aller korrekt geschriebenen Vornamen. Erledigt!

So, jetzt haben wir alles und Fortsetzung folgt - hoffentlich nicht so lang und ausführlich (sagt Mama).


Aktuelle Einträge
Archiv
bottom of page