Antigua, Guatemala
Werden von klitzekleinen Tierchen um sechs Uhr morgens aufgeweckt, die durch die Moskitonetze passen und uns beißen. Das hat wenigstens den einen Vorteil, dass wir früh in Richtung Antigua aufbrechen können.
Kommen auf unserer Fahrt durch Guatemala Stadt und staunen über den krassen Kontrast zur ländlichen Gegend. Hier hat sich die amerikanische Fast-Food-Industrie mit nagelneuen Restaurants in die Slum-ähnlichen Vorstädte gesetzt. Obwohl man den Standard der Stadt nicht etwa mit Mexico City vergleichen kann, ist er schon erheblich höher als im gesamten Rest des Landes. Was aber im direkten Vergleich mit Mexiko auffällt ist, dass die Straßen viel sauberer sind und nicht so viel Müll herumliegt. Wir haben den Eindruck, dass die Guatemalteken mit ihren bescheidenen Mitteln versuchen, das Beste aus Haus und Geschäft herauszuholen.
Nach dem Mittagessen in Guatemala Stadt und zwei Straßenkontrollen später kommen wir in Antigua an. Einst die Hauptstadt bzw. der Regierungssitz von gesamt Lateinamerika von Mexiko bis Costa Rica, spielt Antigua nach mehreren zerstörerischen Erdbeben nur noch als historische Kolonialstadt eine Rolle (aber natürlich UNESCO-Weltkulturerbe). Nach einer Reihe von Überfällen durch Banditen wurde eine Touristenpolizei gegründet, auf deren Grundstück mitten in der Stadt man auch campen darf. Die staunenden Polizisten teilen uns mit, dass die Übernachtung bis zu fünf Tagen hier kostenlos ist, sie sich aber über eine Spende sehr freuen würden. Nach genauem Nachfragen werden sie konkreter und wünschen sich einen Gartenschlauch. Wir schauen uns an, müssen grinsen und machen uns auf die Suche nach diesem Ding.
Zum ersten Mal auf unserer Reise herrschen tagsüber angenehme Temperaturen (22°C). Der Stadtspaziergang gestaltet sich deswegen auch viel stressfreier als sonst und wir schlendern den ganzen Nachmittag vor allem durch den unvorstellbar großen Markt, dessen Katakomben leichte Platzangst hervorrufen können. Bestimmt zwei Stunden sind wir in kleinen, dunklen, schmalen Gängen unterwegs und mischen uns unter die wuselnden Einheimischen. Panik sollte man nicht bekommen, um den richtigen Ausgang wieder zu finden.
Leider ist das Wetter sehr bedeckt, so dass man die drei Vulkane, die Antigua umzingeln, nicht richtig sehen kann. Wir wollen vielleicht morgen nochmal unser Glück versuchen. Ach ja, kurz bevor der Markt geschlossen wurde, haben wir doch tatsächlich auch noch den Gartenschlauch entdeckt. Die sich freuenden Polizisten haben uns dann mitgeteilt, wir dürften jetzt auch zehn Tage bleiben...