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Isla Colón, Tag 2


Traditionell verbringen wir diesen Tag jedes Jahr am nebeligen Irschenberg, eingehüllt in Daune und Lammfell mit dicken Stiefeln, wenn der heilige Anianus zu seinem Patrozinium einlädt. Anian freut sich, seinen Namenstag so einzigartig außergewöhnlich am Karibikstrand zu feiern. Das Wetter ist zwar nicht das Beste, was aber für das gewünschte Tagesprogramm nicht von Nachteil ist. Anian möchte mit seinem Papa eeendlich das kaputte Motorrad reparieren, was nach einiger Zeit, einem auseinandergenommenen, aufpolierten und wieder zusammengesetzten Elektromotor auch glückt. Stolz wie Oskar machen die Jungs danach einige Proberunden und können dann zufrieden mit dem Rest der Familie Brettspiele unter den Palmendächern spielen. Zur Feier des Tages lassen wir uns von dem ausgewanderten Italiener Pizza mit selbstgemachtem Mozzarella servieren.

Umso länger wir an diesem Platz stehen, desto mehr bzw. näher können wir in den Alltag von Panamaer schauen. Für einen Deutschen sind die Bilder und Tatsachen, die wir sehen einfach unvorstellbar. Das Abwasser (Waschmaschine und Küche) wird einfach in den Garten vor die Haustüre geleitet. Wohin das "Blackwater" geht, wissen wir nicht. Der Strom wird mit abenteuerlichen Dieselgeneratoren produziert und jede Stunde sehen wir jemanden in die Werkstatt laufen, weil mal wieder der Generator ausgefallen ist.

Das größte Problem unserer Meinung nach stellt der Müll da. Was sollen die Leute mit ihrem Müll machen? Es gibt keine Müllabfuhr oder ein Recyclingsystem. Also wird der Müll auf jedem Grundstück einmal die Woche angezündet und zwar komplett alles (die giftigen Dämpfe erwähnen wir nur am Rande).

Unser Sami hat sechs Kinder und ist selbst das älteste Kind von acht Kindern. Wir haben ihn in den ganzen Tagen nur auf seinem Stuhl sitzend gesehen. Wir haben versucht zu erfahren, wie er seine Kinder ernährt oder Geld verdient, aber vermutlich wartet er bis Touristen kommen und er eine Bootstour mit ihnen machen kann. Wir haben ihm für unsere Bootstour US$ 20,- bezahlt (der Rest des Geldes ging für Bootmiete, Tank und Parkgebühren drauf). Die restlichen Tage haben wir Sami nur auf seinem hellblauen Plastikstuhl sitzend erlebt. Unsereins würde ja in der Zwischenzeit irgendetwas anderes zum Zeitvertreib machen, aber er saß nur da und hat gewartet. Ganz oft würden wir gerne Hilfe zur Selbsthilfe geben, aber die Probleme in Mittelamerika sind sehr komplex...


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