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Mocoa, Kolumbien


Wir setzen unsere Reise ins Department Putumayo fort, ins Land der rauschenden Flüsse, des dichten Dschungels und der außergewöhnlichen Tierwelt. Die Straßen sind teils abenteuerlich, teils im perfekten Zustand und das immer abwechselnd (warum auch immer).

Mama weint seit zwei Tagen bitterlich, weil ihre Haare seit dem Besuch der Thermalquellen zu einem festen Haarknäuel verknotet sind, der sich auch nach Behandlung mit zwei Litern Öl keinen Millimeter bewegen lässt. Papa ist sehr einfühlsam und versucht seit Tagen mit Stricknadeln und einer riesigen Portion Geduld einzelne Haare herauszufischen. Nachdem uns nach Stunden der Behandlung heute das Öl ausgeht, halten wir in Mocoa vor dem Friseursalon "Valentina" und Papa springt aus dem Auto (Mama versteckt sich), um nach Haaröl zu fragen, was aufgrund seiner eigenen Haarpracht erst einmal zu einem Lacher bei den Friseurinnen führt. Nachdem Mama sich auch in den Laden traut, ist dann alles klar und Friseurin Sonja versucht zwei Stunden ihr Glück, die Haare zu retten. Aber kaum kümmert sich Papa, der alles akribisch überwacht, einen Moment um die Kinder, ist auch schon die Schere im Anmarsch und schneidet den ganzen Dutt ab! Anian weint, Mama ist in einem Albtraum gefangen und Papa schreit noch "No, no...", aber alles zu spät: der größte Teil aller Haare ist ab. Schrecklich! Wir sind alle mit den Nerven fertig und fühlen uns ein wenig wie Germany´s Next Topmodels beim großen Umstyling. Eigentlich müssten die Haare jetzt alle ab, weil am Hinterkopf nur noch fünf Zentimeter übrig sind, aber dazu ist Mama noch nicht bereit.

Na ja, hilft ja alles nichts, wir versuchen jetzt wenigstens die letzten Flunsen hübsch zu machen und entscheiden uns noch für eine Haarfarbe. Mama versucht zu entspannen und schaut neidisch auf die hübschen Haare der Schauspielerinnen in den Telenovelas, die vom ganzen Salon über den Tag nebenbei verfolgt werden. Mittlerweile haben wir viel Spaß mit den kolumbianischen Friseurinnen und deren Kindern, die auch ihren Tag hier verbringen. Alle Kids spielen zusammen und unsere Mädchen bekommen wunderschöne Flechtfrisuren verpasst. Papa hält alle bei Laune und macht Späßchen und da es schon spät geworden ist und wir die einzigen Kunden sind, holt er auch noch Pizza und wir essen alle gemeinsam zu Abend. Nachdem wir von drei Uhr nachmittags bis neun Uhr abends sechs Stunden im Salon verbracht haben, wollen alle Damen erstens deutsche Männer und zweitens sich nicht mehr von uns trennen. Es geht sogar so weit, dass wir vor dem Haus von zwei Friseurinnen schlafen dürfen und die Kinder zusammen in der kolumbianischen Wohnsiedlung noch bis halb elf draußen spielen können.

So tragisch dieser Tag für uns war, so eine wunderbare Begegnung mit kolumbianischer Herzlichkeit war er auf der anderen Seite. Diese Menschen sind auch der Grund, warum Mama trotzdem glücklich einschlafen kann...


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