Salar de Uyuni, Tag 2
Eine magische Nacht unter der Milchstraße geht zu Ende und der Bauch fängt nach einem Sonnenaufgang in sich spiegelnden Rottönen gleich wieder zu kribbeln an. Wir können unser Glück nicht in Worte fassen, an so einem Ort aufwachen zu dürfen.
Hauptreisezeit ist eigentlich während der Trockenzeit, weil nur dann die Fahrzeuge problemlos die Salzwüste durchqueren können. Jetzt, am Ende der Regenzeit, bietet sich aber ein außergewöhnliches Naturschauspiel, denn der Regen auf der Salzkruste verwandelt den Salar in den größten Spiegel der Welt. Himmel und Erde verschmelzen und lösen die Dimensionen auf. Das Auge kann die Umgebung nicht mehr richtig einschätzen und lässt uns im Himmel wandern. Bei unserer Fahrzeughöhe macht der Wasserstand gar nichts aus und so sind wir fast die einzigen, die um diese Jahreszeit so weit in die Salzpfanne hineinfahren. Heute treffen wir den ganzen Tag nur einen einzigen Jeep - wir könnten den ganzen Tag also nackt herum laufen...
In dem Salar gibt es keine Straßen und die Navigation erfolgt ausschließlich über GPS. Erstaunlich ist, dass man ohne Anhaltspunkte in der Umgebung nicht fähig ist, geradeaus zu fahren. Wir müssen daher unseren Kurs immer wieder korrigieren, denn die Gefahr eines Einbruchs in das Salz ist allgegenwärtig. Papa hat in den letzten Tagen alle erreichbaren Tourenführer interviewt, um die sicherste Route auszuwählen.
Bei 20 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit kommen wir natürlich nur einige Kilometer weit, aber das reicht aus, um die Landschaft komplett zu ändern. Wir bleiben im Trockenen stehen, aber das Wasser am Horizont mit den kleinen Salzhügeln sieht aus wie die Antarktis. Unsere Gehirne haben nach wie vor Probleme mit dem Salz und wir sprechen automatisch gewohnheitsbedingt immer von Schnee und Eis...