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Hito Cajon, Bolivien/Chile


Wir machen uns auf den Weg nach Chile und wir wissen, dass der heutige Grenzübertritt ein eher kurzer und unspektakulärer werden wird. Man muss sich das ungefähr so vorstellen, dass man nach ca. 400 km Offroad irgendwo auf dem Altiplano auf einmal an eine Schranke kommt, die geschlossen ist (man könnte natürlich auch ohne Probleme um die Schranke herumfahren, aber wir wollen ja einen vorschriftmäßigen Grenzübertritt machen). Neben der Schranke steht ein kleines Häuschen, aber wir sehen niemanden und ausser dem Wind hören wir nichts. Als wir aus dem Auto springen und zur hölzernen Türe laufen, ist diese versperrt. Es steht ein Auto am Haus, also muss auch jemand da sein. Wir gehen ums Haus, schauen in die Fenster und sehen ausser ein Haufen Wäsche (Unterhöschen!) auf der Leine nichts und niemanden. Wir gehen wieder zur Türe und klopfen noch einmal etwas vehementer. Auf einmal hören wir jemanden anschlurfen, der uns die Türe öffnet. Gleich bemerken wir, dass wir diesen jemand mitten am Tag aufgeweckt haben und ja, es ist der Grenzbeamte. Er setzt sich noch schnell sein Cap mit der Aufschrift "Migracion" auf den Kopf und bittet uns ins Haus. Im Eingangsraum steht nur ein alter Schreibtisch mit einer Schublade. Er holt den Stempel aus der Schublade, stempelt alle Pässe und sagt uns, zum Zoll und der Fahrzeugausfuhr sollten wir wieder 80km zurück zu den Geysiren fahren. Jetzt trifft uns der Schlag! Was ist das den für eine Organisation! Nach einiger Diskussion können wir ihn glücklicherweise davon überzeugen, dass unser Reifen diese Tortour nicht mehr mitmachen würde. Wir sollen dann die Schranke selber öffnen und einfach durchfahren. Ok?! Das war - trotz Aufwachritual - die schnellste Ausreise unserer gesamten Reise, 15 Minuten!

Und wie schon erwähnt, nach 400 km Offroad fängt dann plötzlich und genau 50 m nach dieser Schranke die beste Teerstrasse an, die man sich vorstellen kann. Juhu... das ist ja super... kaum ist man in Chile, schon funktioniert das Strassennetz, Beschilderung, Leitplanken und... was ist jetzt? Wir sind 5 km auf der fantastischen Straßen gefahren und auf einmal steht ein Haus mitten auf dieser Straße! Nein, das ist kein Witz, nicht die Straße führt zu einem Haus, sondern ein Haus steht mitten auf einer breiten Bundesstraße. Nach der Vollbremsung stehen wir nun vor diesem Haus und fragen uns, wo die versteckte Kamera ist. Die Euphorie bzgl. Chile verfliegt im Nu und wir schütteln unsere Köpfe. Wir wissen nicht, was wir jetzt tun sollen. Aussteigen? Sitzenbleiben und Warten? Wir sehen weit und breit niemanden. Wir schauen uns um und entdecken 100 m vor dem Haus eine Spur, die diese tolle Teerstrasse verlässt, einmal ums Haus führt und auf der anderen Seite wieder auf die Straße führt...

Papa haut den Rückwärtsgang rein und wir nehmen die "Umfahrung" auf dem staubigen Untergrund. Wir wissen bis heute nicht, was es mit diesem "offiziellen" Haus auf sich hat und haben aber auch später lieber niemanden gefragt. Wer weiß, vielleicht haben wir ja etwas falsch gemacht...

Nach 50 km mit nur 60 km/h Geschwindigkeit (wegen dem Reifen) kommen wir von knappen 5.000 Höhenmetern im 2.500m hohen San Pedro de Atacama an. Sofort ist es wieder 30 Grad warm, trocken und staubig. Dort muss man selbstständig zur Einreisebehörde fahren und die Formalitäten erledigen. Auch diese Einreise dauert nicht lange, obwohl Chile sehr streng mit der Einfuhr von Lebensmitteln ist und wir verbringen einen schönen Abend in einem Restaurant in San Pedro de Atacama.


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