Hornopirén, Chile
In einem Flussbett wachen wir auf. Es regnet ausnahmsweise mal nicht. Wir wollen es heute zu der Fähre schaffen, die uns weiter in die mystische Wildnis Nordpatagoniens bringen soll. Obwohl es bis zum südlichsten Punkt Amerikas noch bestimmt 2.000km sind, ist dieser Teil Chiles nur spärlich bevölkert und Straßen sind fast nicht mehr vorhanden – große Teile der Strecke müssen wir jetzt per Boot bewerkstelligen.
Die lange Zeit isolierte Region ist der jüngste Teil der chilenischen Nation und wurde erst im 20. Jahrhundert bevölkert. Von Regenwald bis Gletscher wird hier spektakuläre Natur in diversen Nationalparks geboten. Die Hauptindustrie der Region ist der Lachs, dank des eisigen Wassers Patagoniens.
Wieder einmal auf unserer Reise kann man die Daten von Google Maps vergessen – die berechnete Fahrtzeit verdoppeln wir locker, denn die „Straße“ ist ein Sammelsurium von Schlaglöchern aller Art. Zu unserem Entsetzen stellen wir nach der furchtbaren Schüttelfahrt fest, dass unser Unterfahrschutz (die massive Eisenstange an den Hinterrädern) die Fahrt nicht überlebt hat und irgendwo auf der Strecke abgefallen ist. Einfach weg!
Trotzdem gespannt erreichen wir den ultimativen Roadtrip „Carretera Austral“, eine 1.240km meist ungeteerte Straße, die uns vorbei an kalbenden Gletschern, Nebelwäldern, türkisfarbenen Flüssen und dem tosenden Pazifik weiter in die Wildnis bringen soll. Mit Chiles aufwendigstem Großprojekt des 20. Jahrhunderts war es ab 1996 möglich, eine Region zu erreichen, die vorher nur per Flugzeug oder Schiff zu bereisen war.
Viel, viel später als gedacht kommen wir am Hafen von Hornopirén an und schlafen vorsichtshalber direkt vor der Fähre...